Freitag, 13. Januar 2017

Verscherbelt Sturm Graz den möglichen Meistertitel?

Die Situation des steirischen Kultklubs könnte zweischneidiger nicht sein. Aufgrund der guten Leistungen im Herbst, sind viele Spieler in den Mittelpunkt des Interesses ausländischer Klubs gelangt. Der Serbe Uros Matic beispielsweise, welcher im Sommer letzten Jahres ablösefrei vom niederländischen Klub NAC Breda gekommen war, wurde binnen eines halben Jahres zum Dreh- und Angelpunkt des Grazer Mittelfelds. Er wechselte in der Winterpause, um kolportierte drei Millionen Euro zum dänischen Spitzenklub FC Kopenhagen. Matic ist damit der erfolgreichste Spielerverkauf von Sturm Graz in den letzten zehn Jahren.

Beim Verkauf von Uros Matic ist es allerdings nicht geblieben. Vor wenigen Tagen wechselte nun auch Stürmer Bright Edomwonyi den Verein. Er wechselt in die türkische Süper Lig zur vom Abstieg bedrohten Mannschaft von Rizespor, wo mit Jakob Jantscher bereits ein ÖFB-Internationaler unter Vertrag steht. Die Ablösesumme von knapp mehr als einer Million Euro wird dem Grazer Kassier garantiert auch gefallen. Zum Supergau könnte es in den nächsten Tagen kommen. Stürmer Deni Alar befindet sich auf dem Radar der belgischen Top-Klubs von FC Brügge und KRC Genk. Die belgischen Teams sind bereit etwa zwei Millionen Euro für den österreichischen Stürmer auf den Tisch zu blättern. Eine weitere reizvolle Gelegenheit für die Grazer viel Geld einzusacken. Angeblich hat auch Fortuna Düsseldorf Interesse bekundet und sich bereits eine Absage eingeholt. Sportdirektor Günter Kreissl hat inzwischen klargestellt, dass der Stürmer unter drei Millionen Euro garantiert nicht verkauft wird.

Wer soll denn aber die bereits verkauften Spieler bei den „Blackies“ ersetzen“ Statt Bright Edomwonyi soll nun Philipp Zulechner in die Bresche springen und die Kastanien aus dem Feuer holen. Wer die Lücke von Uros Matic schließen soll, ist derzeit noch unklar. Simon Piesinger und der 18-jährige Sandi Lovric sind jene Alternativen, welche Sturm Graz im eigenen Kader zur Verfügung hat. Sollte sich allerdings eine finanziell machbare Möglichkeit ergeben, wird man sehr wohl auf dem Transfermarkt zuschlagen. Eine dieser Möglichkeiten wäre Michael Liendl, welcher derzeit als Lenker und Denker im Mittelfeld von 1860 München tätig ist. Gleichzeitig ist er mit sechs erzielten Treffern auch der beste Torschütze seiner Mannschaft.

Diese Spielerverkäufe sind zwar gut für die Finanzen der Grazer aber aus sportlicher Sicht ist dies verheerend. In Österreich ist es keiner einzigen Mannschaft möglich, ein Team für mehrere Jahre erfolgreich aufzubauen. Die finanziellen Möglichkeiten unserer Vereine sind gegenüber dem Ausland nicht vorhanden. Sämtliche österreichische Klubs dienen lediglich als sogenannte „Ausbildungsvereine“. Ein guter Spieler wird binnen kürzester Zeit vom Ausland als Schnäppchen wahrgenommen und abgeworben. Im Gegensatz dazu gibt es kaum noch Länder aus denen die österreichischen Vereine günstig neue Spieler kaufen können.

Es bleibt also den österreichischen Teams nichts anderes übrig als viel Geld in den eigenen Nachwuchs zu stecken und zu hoffen, dass die gute Ausbildung sich nicht nur durch die Spielerverkäufe lohnt, sondern auch der eine oder andere gut ausgebildete Kicker der Mannschaft möglichst lange die Treue hält.

Sturm Graz wird es schwer haben die sportlichen Verluste im Frühjahr mit den derzeit vorhandenem „Spielermaterial“ zu kompensieren. Das Erreichen eines Platzes im Europacup wird sich zur Herkules Aufgabe gestalten.

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